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Kirche Herz Jesu

Foto: Uwe Rieder

St. Johann Baptist

Architekt Kleesattel schuf den höchsten Kirchturm des Bistums

Die kath. Kirche St. Johann Baptist im Südbezirk wurde am 10.10.1894 eingeweiht und ist damit über 120 Jahre alt. Als Ende des letzten Jahrhunderts die Bevölkerung in Krefeld so stark anstieg und St. Stephan mit der Seelsorge von mehr als 26 000 Mitgliedern überfordert war, entschloss man sich zum Bau einer Tochterkirche, die den Süden der Pfarrei entlasten sollte. Am 24. Juni 1892, dem Geburtstag des hl. Johannes des Täufers, des zukünftigen Pfarrpatrons der neuen Kirche, wurde der Grundstein gelegt.

Mit dem Bau der Kirche wurde Josef Kleesattel beauftragt, einer der bedeutendsten Kirchenarchitekten des Rheinlandes. St. Johann B. wurde sein größter neugotischer Bau; vermutlich ist er immer noch die größte Kirche Krefelds und sein 97 Meter hoher Turm überragt alle Kirchen des Bistums. Interessant ist noch, dass die Kirche auf freiem, unbebautem Feld errichtet wurde; nur ein Schotterweg verband sie mit der Kölnerstraße. Lediglich die Krankenanstalten standen damals in ihrer Nähe. Am 10. Oktober 1894 erfolgte die feierliche Konsekration der Kirche durch Weihbischof Hermann-Josef Schmitz aus Köln. Die Inneneinrichtung war noch sehr dürftig: Es gab einen Notaltar, eine alte Kommunionbank und ausrangierte Bänke von St. Dionysius.

Text: Adelheid Loosen

Foto: Uwe Rieder

Johannesplatz 1
47805 Krefeld

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Telefax: 02151 938776
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Ausgestaltung und Restaurierung

Ende Oktober 1894 wurde Dr. Kaspar Thywissen zum ersten Pfarrer der neuen Kirche ernannt. Er setzte sich sogleich für die innere Ausgestaltung der Kirche ein. In den 20 Jahren bis zu seinem Tod 1924 hatte er St. Johann B. einen vollendet schönen Innenraum geschenkt. Daran erinnert dankbar eine nach ihm benannte Straße im Pfarrbezirk. Die Luftangriffe des 2. Weltkriegs überstand die Kirche glimpflich mit Ausnahme der sämtlich zerstörten Fenster.

Pfarrer Paul Wegenaer (1975-2002) ließ die Kirche von 1978 an umfassend restaurieren. Es gelang, dieses bedeutende neugotische Denkmal weitgehend in den Originalzustand zurückzuversetzen (mit Ausnahme der Fenster und Teilen des Fußbodens sowie des Altarraumes, der nach den Vorgaben des II. Vaticanums umgestaltet wurde), wobei sogar die ursprüngliche Farbgebung von 1911 erhalten blieb.

Text: Adelheid Loosen

Bonifatius-Reliquiar

Kapelle für die eucharistische Anbetung

Unter Pfarrer Joachim Schwarzmüller wurde in einer der Seitenkapellen der Kirche die Sakramentskapelle eingerichtet; sie wurde 2005 von Bischof Dr. Heinrich Mussinghoff eingeweiht. Die tägliche eucharistische Anbetung zieht seitdem Menschen aus der ganzen Region an. Durch den Geist des Gebets, der Liebe und des Vertrauens auf die Vorsehung finden besonders die Armen ein Stück Beheimatung in St. Johann. Denn wie die sel. Mutter Teresa von Kalkutta, der Patronin der Sakramentskapelle, möchten wir Gottes Barmherzigkeit erfahrbar machen: So erwuchs aus der Anbetung die Sorge um die Bedürftigen in der „Johannesstube“, dem 2. Schwerpunkt unseres Gemeindelebens.

Text: Adelheid Loosen

Foto: Uwe Rieder

St. Johann Baptist

Die Architektur der Kirche

Foto: Uwe Rieder

Die 1894 geweihte katholische Kirche St. Johann Baptist ist der größte Kirchenraum Krefelds und der zweitgrößte im Bistum Aachen. Die Größe beeindruckt ebenso wie die Lichtfülle im Inneren. Der 97 Meter hohe Turm ist mit seinen fünf Stahlglocken der höchste Kirchturm der Diözese Aachen.

Der Raum besitzt eine klare und stringente, weil dreischiffige basilikale Anlage und neogotische Architektur (sog. „Backstein-Gotik“ des Architekten Josef Kleesattel). Das Langhaus hat fünf Joche, begrenzt durch ein breites ausladendes Querhaus, zwei Vorchorjoche, Chorkapellen und durch einen in fünf Seiten des Achtecks schließenden Chor. Übrigens umfasst die Architektur eine Gesamt-Grundfläche von 1720 qm für 350 Sitz- und 1000 Stehplätze!

Der vorgebaute schlanke, reich gegliederte Westturm hat vier vierseitige Geschosse; das hohe Glockengeschoß ist achtseitig und schließt an jeder Seite in spitzem Giebel, flankiert von vier schlanken Ecktürmchen. Über der Vierung erhebt sich ein schlanker, achtseitiger Dachreiter. 1937 musste der Turm erstmalig repariert und restauriert werden. Bei Bombenangriffen im Juni 1943 und am 11. Januar und 24. Februar 1945 wurden auch Dach, Fenster und Maßwerk unwiederbringlich zerstört (1947 behoben). Ansonsten bestand die Kirche den Krieg erstaunlicherweise weitgehend unversehrt.

Am 22. Mai 1969 schließlich stürzte der Baldachin über dem Hochaltar ein. Eine durchgreifende Restaurierung fand statt unter Leitung von Karl-Otto Lüfkens 1970/71 für das Äußere und 1979/81 für das Innere der Kirche.

Text: Anja Künzel

St. Johann Baptist

Gebet - Caritas - Katechese

Wie Johannes der Täufer (Patron der Kirche) wollen wir den Weg zur Neuevangelisierung bereiten:

  • durch die ganztägige eucharistische Anbetung, um die persönliche Beziehung zu Jesus Christus zu vertiefen und die Anliegen unserer Gemeinden, des Bistums und der ganzen Kirche betend zu unterstützen (z.B. im Gebet um Priesterberufungen an den 1. Donnerstagen jeden Monats)
  • durch die Feier der Liturgie in vielfältigen Formen (lateinisches Hochamt, Herz-Jesu - und Herz-Marien - Messen, Priesterdonnerstags - Messen, Messen im syro-malankarischen und auch im tridentinischen Ritus, Vesper und Komplet, Rosenkranzandachten, persischer Lobpreis)
  • durch das Angebot des Bußsakramentes (mehrmals in der Woche)
  • durch Einkehrtage "zur Zivilisation der Liebe", "Tage der Barmherzigkeit" und Seminare (z.B. der Geistlichen Bibelschule Niederrhein), um den Glauben besser zu verstehen und ihn in der Begegnung mit anderen zu erfahren und zu feiern.

Wie Mutter Teresa (Patronin der Sakramentskapelle) wollen wir die Liebe Gottes zu uns an andere weitergeben:

  • in der Zuwendung zu den Armen, Alten und Einsamen, besonders in der Johannesstube und im Marienheim (tägl. Frühstück, Sonntagsessen, Brotausgabe an der Kirche, hl. Messe im Marienheim, Fahrdienst in die Kirche, Besuchsdienst bei Alten/Kranken, Seniorenclub, Wallfahrt nach Banneux, u.a.)
  • in der Herbergsbewegung, um verschiedenen Gruppen Raum und Gemeinschaft mit uns zu geben (Bedürftige und Obdachlose, Syro-Malankaren, Fatima-Apostolat, Legion Mariens, Geistliche Bibelschule Niederrhein, Tauf-Apostolat, Freie Rhein-Ruhr-Akademie, Portugiesen, Fußballjugend, Musikband, u.a.)
  • in den Diensten vieler Ehrenamtlicher (u.a. des Provisorenvereins für Gemeinde, Pfarrei und GdG) für die vielen notwendigen Dienste unserer Arbeit.

St. Johann Baptist

Die Johannesstube

Aus der Anbetung heraus ist die tägliche Armenküche, die „Johannesstube“ erwachsen, die von einem Team von ca. 30 ehrenamtlichen Mitarbeitern getragen wird, die überwiegend durch die liturgischen Angebote in St. Johann geistliche Heimat gefunden haben und aus dem Geist der Liebe Jesu versuchen, den Bedürftigen nicht nur Essen auszugeben, sondern in ihnen Christus zu begegnen.

Das Frühstück wird in der Johannesstube (Johannesplatz 32) von dienstags bis samstags für eine freiwillige Spende von 50 ct ausgegeben.

Von Bäckereien gespendetes Brot wird von Helfern verpackt und liegt täglich zur Mitnahme bereit, entweder im Vorraum der Kirche oder im Eingang zur Johannesstube.

Zum sonntäglichen Mittagessen mit Kaffee und Kuchen wurden im Pfarrsaal bis zu 70 Gäste bewirtet (mit einer freiwilligen Spende von 1 €); seitdem das Alte Marienheim im August 2016 geschlossen wurde, findet es weiterhin in der Johannesstube statt trotz der erschwerten Bedingungen sowohl für das Team als auch für die Gäste, die nicht mehr gleichzeitig und in Ruhe miteinander essen können.

Text: Adelheid Loosen

Foto: Uwe Rieder


St. Johann Baptist

Das Mutter-Teresa-Projekt

1. „Gebt ihr ihnen zu essen!“ (Mt 14, 16b) – „Bring them Jesus!“ (hl. Mutter Teresa).

Zusätzlich zu den regelmäßigen Angeboten in der „Johannesküche“ für Bedürftige (Frühstück dienstags bis samstags, sonntags Mittagessen) begannen wir 2011 mit einem besonderen Projekt: Die Gäste der Johannesküche, die aus dem gesamten Stadtgebiet Krefelds kommen, laden wir jeweils am letzten Sonntag eines Monats zum sog. „Sonntagstreffen“ ein:

Zwei gleichzeitig geschenkte Impulse veranlassten uns, dieses Projekt zu beginnen: Zum einen der Anruf aus dem Evangelium „Gebt ihr ihnen zu essen!“ (Mt 14, 16), zum anderen die Aufforderung der hl. Mutter Teresa von Kalkutta, die Patronin unserer Anbetungskapelle: „Bring them Jesus“.

Die Bausteine dieses „Sonntagstreffens“:

a. Einladung zum kostenlosen Mittagstisch am letzten Sonntag des Monats

b. Abbau von Berührungsängsten untereinander und zu den „frommen“ und doch nicht weltfremden Mitarbeitern, sowie zu Pfr. Schwarzmüller, der immer teilnimmt.

c. Hinführung zum Glauben

Ein niederschwelliges geistliches Programm möchte Menschen am Rand der Gesellschaft und außerhalb religiöser Gemeinschaften mit Christus in Berührung bringen.

Wegen der Schließung des Alten Marienheims (Aug. 2016) befindet sich die Durchführung dieses Projektes z.Zt. in einer Krise, wegen der einschneidenden zeitlichen und räumlichen Veränderungen.

2. Wallfahrt mit Bedürftigen

Wir laden einmal jährlich die Gäste der Johannesküche zu einem Tagesausflug ein, der uns unter der geistlichen Leitung von Pfr. Schwarzmüller 2013 und 2014 nach Banneux (Belgien) führte, 2015 nach Steyl (Holland) und 2016 nach Werl.

Das Helferteam und die Gäste lernen sich untereinander besser kennen, dazu Landschaften, Wallfahrtsorte und ggfs. Klöster und Ordensgemeinschaften; sie verbinden sich beim fröhlichen Singen und Essen, beim gemeinsamen Beten und Gottesdienstfeiern.

Die Kosten sowohl für das „Sonntagstreffen“ als auch für die Wallfahrt konnten meistens durch Spenden beglichen werden.

3. Die „Außenstation“

Auf den Bänken an der Kirche – unter dem „Schutz“ der Muttergottesstatue - treffen sich täglich Drogen- und Alkoholabhängige. Ihre Akzeptanz durch Gottesdienstbesucher ist gewachsen: Die Suchtkranken verhalten sich ruhig während der hl. Messen; sie verlassen ihre Plätze immer sauber und helfen außerdem beim Reinigen des Kirchenvorplatzes oder bei anderen Arbeiten. Inzwischen haben sich einige intensive persönliche Kontakte zwischen ihnen und Gemeindemitgliedern entwickelt, nicht nur in materieller Hinsicht, sondern auch geistlich → “Bring them Jesus!“

4. Sterbehilfe

Ein Team von Helfern besucht regelmäßig die Alten und Kranken im Caritas-Marienheim, begleitet und fährt sie sonntags zur hl. Messe in die Kirche und mittwochs – seit Profanierung der Kapelle im Marienheim – auch mittwochs. Einige nehmen sich zusätzlich der Sterbenden an: Sie begleiten sie tröstend und betend während etlicher Stunden, auch in der Nacht; durch sie bekommt Pfr. Schwarzmüller schnell Kenntnis und kann sogleich für Schwerstkranke, Sterbende und Verstorbene in der hl. Messe beten und beten lassen.

Text: Adelheid Loosens


Foto: Anja Künzel

St. Johann Baptist

Die künstlerische Ausgestaltung

Außer Bänken, Beichtstühlen, Kanzel und andere Einrichtungsgegenständen, die aus dem Jahr 1910 stammen und gut erhalten sind, verdankt die Johanneskirche ihrem ersten Pfarrer mehrere mittelalterliche Einrichtungsgegenstände wie z.B. den heute als Hochaltar verwendeten Weltgerichtsaltar und den Marienaltar, sowie eine Madonna und eine Pietà - alle aus dem 15. Jhdt.

Einige Details der künstlerischen Ausgestaltung in aller Kürze:
Glocken: cis', e', fis', gis', h' aus 1946, Stahlglocken der Fa. Bochumer Verein. Dachreiterglocke: fis" aus 1926, Otto, Hemelingen.
Orgel: 29 Register, elektr. Traktur, aus 1946/47, Romanus Seifert, Kevelaer.
Hauptaltar (Weltgerichtsaltar): Holz, Flügelaltar, Schrein 146x174 cm, Flügel je 146x87 cm, aus 2. Hälfte 15. Jh., Niedersachsen, Bemalung auf Außenseiten der Flügel, aus ca. 1900, G. Weis, Frankfurt, (1895 aus Nachlass des Frankfurter Dompfarrers Münzenberger gekauft).
Marienaltar: Holz, Flügelaltar, Schrein, 167x119 cm, Flügel je 167x60 cm, aus Ende 15. Jh., mainfränkisch.
Altarinsel u. Verkündigungspult: aus 1980, Entwurf K-O.Lüffkens.
Taufstein: Sandstein, 1894, ten Elsen/Kleesattel.
Kanzel: Holz reich gestaltete filigrane Arbeit, aus 1899, ten Elsen/Ferd. Langenberg, Goch.
Figuren: Gruppe der Krönung Mariens, Holz, aus ca. 1500, Nürnberg (?); Muttergottes, Holz, H. 140 cm, aus ca. 1500, Mittelrhein; Pieta, Holz, aus ca. 1480; Herz-Jesu, hl.Agnes , hl.Aloysius, hl.Antonius v.P., Holz polychromiert, aus ca. 1900, Gebr.ten Elsen.
Beichtstühle und Kommunionbank: Holz geschnitzt, aus 1899, ten Elsen. Ausmalung, aus 1914, 1979/81 wiederhergestellt, Wilhelm Pastern, Krefeld.
Altarkreuz: Messing u. Silber vergoldet, H. 55 cm, aus 1901, Stanislaus.
Altarkreuz: Zink versilbert, H. 62,2 cm, um 1894.

Text: Anja Künzel